Gemüseschutz vor Vogelschäden – Entwicklung einer Strategie für den ökologischen Gartenbau

 

Hintergrund

Vogelschäden sind ein ungelöstes Problem im Pflanzenschutz. Die Schäden können derart massiv sein, dass der Anbau einzelner Kulturen in Frage gestellt wird. Zusätzlich stellen Wildvögel ein Gesundheitsrisiko dar, da sie Pathogene wie z. B. Salmonellen durch Kot auf Mensch und Tier übertragen können. Es gibt kaum wissenschaftliche Belege zu Schäden durch Vogelfraß und -kot, dafür jedoch zahlreiche Erfahrungen und Berichte von Gemüseproduzenten. Trotz der hohen Relevanz für den Gemüsebau, fehlt eine Übersicht an wirksamen und wirtschaftlich vertretbaren Schutzmaßnahmen zur Regulierung von Vogelschäden. Das Abdecken der Kulturen durch Vlies und das Vorziehen von Jungpflanzen sind gebräuchlich. Zudem gibt es klassische Maßnahmen wie Vogelscheuchen, Ansitzstangen für Greifvögel und reflektierende Gegenstände sowie Innovationen wie akustische Systeme, die Warnrufe der Vögel nachahmen. Diese Schutzmaßnahmen sind allerdings aufwendig, zeitintensiv, kostspielig, nur für kleine Flächen praktikabel oder können eine Lärmbelästigung für Anwohner darstellen.

vogelschaden smallBesonders starker Vogelschaden, primär durch das Herausziehen und Anhacken des Gemüses (Mairübe) und sekundär durch Zerstörung des Vlies, was wiederum die Insektenabwehr und das Mikroklima stört © A Esther JKI

vogel smallRabenkrähen fliegen auf frisch bearbeitete Fläche ein © A Esther JKI

Projektziel

Ziel des Projektes ProVeBirD ist es Ertragsverluste in Haupt- und Sonderkulturen sowie Gegenmaßnahmen aufzuzeigen. Dazu werden i) Schäden und potentielle Schutzmaßnahmen durch Interviews mit Produzenten erhoben, ii) Vogelarten- und kulturspezifische Schäden auf Praxisbetrieben erfasst und iii) die Wirksamkeit von etablierten sowie von innovativen Methoden zur Vermeidung von Vogelschäden über Feldversuche ermittelt. Schwerpunkt ist die Entwicklung eines Praxisleitfadens für die Produktionssysteme des ökologischen Gemüseanbaus.

Methode

Durch Befragung von Gemüsebauern sollen im Rahmen des Projekts Daten über Schäden und mögliche Schutzmaßnahmen gesammelt werden, um dieses wichtige Thema zu erschließen. Außerdem sollen die Vogelarten in den Betrieben erfasst und die Wirksamkeit traditioneller und innovativer Maßnahmen in Feldversuchen bewertet werden.

Derzeitige Ergebnisse

Unsere Umfrage zeigt bisher (Stand: Juni 2023), dass besonders Kohlgemüse, Salat und Kürbisgewächse stark betroffen sind. Als Hauptschadvögel werden Krähen (v.a. Corvus corone und C. frugilegus), Tauben (v.a. Columba palumbus) und Gänse identifiziert. Dies konnte auch durch eigene Vorversuche mit Wildtierkameras bestätigt werden. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer schätzt die Schäden pro Kultur als „stark“ bis „sehr stark“ ein. Der Mittelwert des geschätzten Ernteverlustes pro Kultur beträgt 20 %, was im Mittel etwa 4100 € finanziellen Schaden bedeutet. Mehr als zwei Drittel der Befragten sieht eine Verschlechterung der Situation in den letzten Jahren. Die Wirksamkeit von Netzen wird von allen Abwehrmaßnahmen am höchsten eingestuft, gefolgt vom Abschuss durch Jäger. Alle weiteren Maßnahmen werden maximal als mittelmäßig, die meisten als unwirksam eingeschätzt.

poster smallProVeBirD Projektposter (Stand: Juni 2023) mit vorläufigen Ergebnissen © A Esther JKI

Frau Dr. Alexandra Esther (alexandra.esther@julius-kuehn.de)
Herr Florian Göbel (florian.goebel@julius-kuehn.de)
  • © Dr. Alexandra Esther, Julius Kühn-Institut (JKI)