Anwendung von Pupalparasitoiden zur biologischen Regulierung der Kirschessigfliege in der Praxis

 

paradrosu3 cropDer Pupalparasitoid Trichopria drosophilae parasitiert eine Puppe der Kirschessigfliege © C Englert, JKI

Hintergrund

Die invasive Kirschessigfliege Drosophila suzukii hat sich in Europa zu einem akuten Problemschädling entwickelt, insbesondere im Steinobstanbau und in Beerenkulturen. Bislang gibt es noch keine wirksamen biologischen Bekämpfungsmethoden gegen D. suzukii. Allerdings sind spezifische Gegenspieler – so genannte Pupalparasitoide – bekannt, die die Kirschessigfliege erfolgreich attackieren und abtöten. Falls sich diese Nützlinge für den biologischen Pflanzenschutz rekrutieren lassen, kann daraus ein praxisgerechtes Verfahren für eine nachhaltige biologische Regulierung der Kirschessigfliege entstehen. Wir sehen den Einsatz dieser Nützlinge insbesondere als eine ergänzende Maßnahme zur Einnetzung von Beerenkulturen, um diese vor einem übermäßigen Befall durch die Kirschessigfliege zu schützen.

paradrosu5Eine eingenetzte Himbeeranlage © C Boeninger, HGU
paradrosu2Nahaufnahme eines Weibchens der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) © J Just, JKI
paradrosu1Larven der Kirschessigfliege in einer Himbeere © J Just, JKI

Projektziel

Auf Basis spezifischer Gegenspieler soll ein innovatives, praxisreifes Verfahren als essenzieller Baustein zur nachhaltigen und biologischen Regulierung der Kirschessigfliege im Obstbau entwickelt werden. Wesentliche biologische Eigenschaften der Gegenspieler werden erforscht und darauf aufbauend Methoden zu ihrer Produktion und Anwendung erarbeitet. Als letzter Schritt soll ein geeignetes Produkt für die obstbauliche Praxis zur Verfügung stehen, das den Einsatz von chemischen Pestiziden zur Bekämpfung von D. suzukii reduziert.

Methode

Im Verbundprojekt werden konkret die Zehrwespe Trichopria drosophilae und die Erzwespe Pachycrepoideus vindemmiae erforscht, um daraus ein für die Praxis verfügbares Produkt zu entwickeln. Hierbei sollen stabile, kosteneffiziente Massenaufzuchtverfahren etabliert, eine qualitätserhaltende und effiziente Freisetzungsmethode entwickelt und die optimale Menge sowie der richtige Freisetzungszeitpunkt der Nützlinge in den Kulturen bestimmt werden. Außerdem wird geprüft, inwieweit sich der Nützlingseinsatz in das Gesamtsystem integrieren lässt, indem potentielle Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf diese Parasitoide bewertet werden sowie in der Kultur Bedingungen geschaffen werden, die die Parasitierungsleistung der Nützlinge optimieren.

Freilassung von Trichopria-Wespen im Himbeerbestand © C Boeninger, HGU
Freilassung von Trichopria-Wespen im Himbeerbestand © C Boeninger, HGU

Bisher erreichte Ergebnisse

  • Es wurden effiziente Zuchtmethoden für beide Parasitoidenarten entwickelt.
  • Es wurden effiziente Applikationsmethoden für die Freilassung der adulten Parasitoide entwickelt. Aktuell wird noch an einem Verfahren gearbeitet, das den Einsatz parasitierter Wirtspuppen zum Ziel hat. Dadurch wäre eine Verbesserung der Qualität und der Wirkungsdauer möglich.
  • Beide Parasitoidenarten ergänzen sich und können damit auch gemeinsam zum Einsatz kommen. Aktuell laufen noch Versuche zu geeigneten Aufwandmengen und Applikationsintervallen.
  • Die Ausbreitung der Parasitoide im Bestand ist gut. Bei eingenetzten Kulturen zeigte es sich aber, dass die Parasitoide auch abwandern, da sie durch das Netz schlüpfen können. Hier besteht noch Optimierungsbedarf hinsichtlich der notwendigen Aufwandmengen.
  • Bestimmte Fungizide und Insektizide, die gegen andere Schadorganismen im Beerenobstanbau zum Einsatz kommen, schädigen insbesondere als frischer Spritzbelag die Nützlinge. Daher muss der Einsatz der Nützlinge und dieser Pflanzenschutzmittel zeitlich sehr gut aufeinander abgestimmt werden, wozu noch Empfehlungen ausgearbeitet werden.
  • In Modellversuchen lassen sich zufriedenstellende Parasitierungsraten feststellen, vor allen gegen Ende der Saison. Weitere Optimierungsmöglichkeiten werden noch entwickelt, um die Leistung der Parasitoide zu erhöhen. Ein populationsreduzierender Effekt ist zu erwarten, muss aber noch in weiteren praxisnahen Versuchen überprüft werden.

video frame small 2Der Puppenparasitoid Trichopria drosophilae parasitiert eine Puppe der Kirschessigfliege © C Englert, JKI

Frau Dr. Annette Herz (annette.herz@julius-kuehn.de)
  • © Camilla Englert und Jürgen Just, Julius Kühn-Institut (JKI); Clara Boeninger Hochschule Geisenheim University (HGU)