Sauber, wenn es drauf ankommt: Entwicklung eines spezifischen Grabwespen-Nisthabitatsystems zur rückstandslosen Entfernung von Blattläusen aus Gemüse- und Zierpflanzenkulturen

 

grabsystem abb 6 bigGrabwespe P. lethifer am Nestausgang in einem Holunderstab © J Furtwengler, JKI

Hintergrund

Im Gartenbau ist es entscheidend, die Qualität des Endprodukts zu sichern und die Ausbreitung von Schädlingen zu verhindern. Blattläuse schädigen verschiedenste Nutzpflanzen und übertragen Pflanzenviren. Die Bekämpfung von Blattläusen ist im ökologischen Gartenbau aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von zugelassenen und wirksamen Pflanzenschutzmitteln besonders schwierig. Nützlinge wie Schlupfwespen, Marienkäfer, Florfliegen und Schwebfliegenlarven werden bereits im Pflanzenschutz gegen Blattläuse in Gewächshäusern eingesetzt. Grabwespen sind bisher nicht kommerziell erhältlich, sind aber besonders interessant, da sie Blattläuse fangen und an ihren Nistplatz transportieren, ohne Rückstände auf der Pflanze zu hinterlassen. Somit eignen sie sich besser als derzeit erhältliche Nützlinge in Kulturen die mit Blatt vermarktet werden wie Salat, Blattgemüse und Zierpflanzen. Die Grabwespe Pemphredon lethifer (Hymenoptera: Crabronidae) ist ein weit verbreitetes und in Deutschland heimisches Insekt, das im Öko-Landbau zur Bekämpfung von Blattläusen eingesetzt werden könnte.

Nahaufnahme einer Grabwespe der Art P. lethifer © E Böckmann, JKI
Nahaufnahme einer Grabwespe der Art P. lethifer © J Furtwengler, JKI
Grabwespe der Art P. lethifer gräbt Niströhre in einen mit Holzschaum gefüllten Holunderstab © E Böckmann, JKI
Grabwespe der Art P. lethifer gräbt Niströhre in einen mit Holzschaum gefüllten Holunderstab © J Furtwengler, JKI

Projektziel

Ziel des Projekts ist die Erhebung der Effizienz dieser Grabwespe und die Entwicklung eines Nist- und Ausbringungssystems für diese Art, das in Gewächshäusern eingesetzt werden kann, um die Zahl der Blattläuse unter Kontrolle zu halten. Das Nist- und Ausbreitungssystem sollte mobil sein und aus kompostierbaren Materialien wie Holz, einem Holzfasergemisch und/oder Pappe bestehen. Es eignet sich gut für den ökologischen Landbau. Die Zucht soll für eine spätere Skalierung optimiert und die biologischen Ansprüche der Wespe für den späteren Einsatz ermittelt werden.

Methode

Ein mobil aufstellbares Nist- und Ausbringungssystem für Grabwespen soll entwickelt werden. Dafür werden die Habitatansprüche und Zuchtparameter der Grabwespen sowie grundlegende Parameter zu Effizienz  der Grabwespen als Blattlausgegenspieler erforscht und ihr Potenzial zur Bekämpfung verschiedener Blattlausarten im Freiland und Gewächshaus evaluiert.

grabsystem abb 3Trappnest zum einsammeln von Nestanlagen von P. lethifer für den Zuchtaufbau © J Furtwengler, JKI
grabsystem abb 4Nist-Präferenzversuch zu verschiedenen Röhren gefüllt mit künstlichem Mark aus Holzschaum © J Furtwengler, JKI

Derzeitige Ergebnisse

Es konnte eine Zucht über mehrere Generationen im Labor etabliert werden. Zudem konnte die Präferenz der Grabwespe zu größeren Niströhrendurchmessern gezeigt werden. Effizienzversuche in kleinen Pflanzenbeständen unter Gewächshausbedingungen laufen, genauso wie Klimakammerversuche zur Blattlauspräferenz. Es wurden geeignete künstliche Holzschäume entwickelt, in denen bereits Nestanlagen der Grabwespen erfolgt sind. Die bisherigen Ergebnisse werden zur Entwicklung eines ersten Prototyps des Nist- und Ausbringungshabitats genutzt.

grabsystem abb 1Querschnitt des Nestgangs einer Grabwespe im Holunderstab mit als Larvennahrung eingelagerten Blattläusen © J Furtwengler, JKI

 

Herr Dr. Elias Böckmann (elias.boeckmann@julius-kuehn.de)
  • © Jana Furtwengler, Julius Kühn-Institut (JKI)